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"Das Festhalten am Verbrenner-Aus ist Ausdruck linker Hybris. Wer Klimaschutz will, darf keine Technologien verbieten
Die SPD pocht darauf, dass ab 2035 nur noch Elektroautos in der EU verkauft werden dürfen. Dabei hat ihr technologischer Hochmut schon genug Schaden angerichtet.
Linke in Deutschland haben eine bemerkenswerte Eigenschaft. Sie besitzen die vermeintlich prophetische Gabe, zu erkennen, welche Technologien in Zukunft hilfreich sein werden und welche nicht.
Sie sind überzeugt, dass Atomkraftwerke Höllenmaschinen sind, die man so schnell wie möglich abschalten muss, und Windräder Heilsbringer, von denen man so viele wie möglich bauen muss. Sie glauben zu wissen, dass gentechnisch verändertes Saatgut gefährlich ist, ein auf Gentechnik basierender mRNA-Impfstoff hingegen harmlos.
Und sie sind sich sicher, dass neue Autos mit Verbrennermotor in der EU spätestens ab dem Jahr 2035 entbehrlich sind. Deshalb sind sie für ein entsprechendes Verbot durch die Kommission. Die SPD hat das soeben noch einmal klargestellt, kurz vor dem «Autogipfel» im Kanzleramt. Sie hat damit Kanzler Friedrich Merz widersprochen, der dieses Verbot kippen will.
Der deutsche Umweltminister Carsten Schneider hatte dafür am Montag bemerkenswerte Argumente. Er forderte «Planungssicherheit» für die Unternehmen. Es sei wichtig, den einmal eingeschlagenen Kurs in Richtung Elektroauto auch fortzusetzen. Was Schneider unter Planung versteht, erinnert allerdings verdächtig an Planwirtschaft. Die Politik gibt den Weg vor, die Unternehmen liefern wie gewünscht.
Die Folgen eines Live-Experiments
Natürlich wäre es naiv, zu glauben, dass Klimaziele ohne jede politische Steuerung erreicht werden können. Die Politik muss Anreize setzen für einen klimaneutralen Umbau der Energiewirtschaft, des Gebäudesektors und des Verkehrs. Vermessen aber ist der Glaube, man müsse dafür nur die vermeintlich richtigen Technologien fördern und alle anderen verbieten.
Dieser Irrglaube verleitet zu ineffizienten Massnahmen, führt zu Verwerfungen in der Industrie und gefährdet am Ende den Versuch, den Klimawandel überhaupt noch zu bremsen. Sind die wirtschaftlichen Schäden erst einmal gross genug, wenden sich die Bürger ab. Parteien, die den menschengemachten Klimawandel in Abrede stellen, erhalten Auftrieb. Unternehmen fordern eine Atempause.
Die Folgen dieses Live-Experiments sind überall zu sehen. Die AfD eilt von Umfragehoch zu Umfragehoch, der Zulieferer Bosch will 22 000 Stellen streichen, die Industrie darbt.
Linke haben das Vertrauen in den Klimaschutz zerstört
Mit ihrer technologischen Hybris haben die Linken genau das Gegenteil dessen erreicht, was sie erreichen wollten: Sie haben das Vertrauen in den Klimaschutz zerstört.
Woher aber wollen sie wissen, dass ab 2035 in der EU alle nur noch Elektroautos kaufen wollen? Und wenn das E-Auto allen anderen Antriebsarten gegenüber so überlegen ist, warum sie dann verbieten? Die Kutsche wurde schliesslich auch nicht verboten. Sie verschwand aus den Strassen, weil das Automobil bald konkurrenzlos war.
Stattdessen sollte die Regierung auf den Emissionshandel setzen. Er verteuert den Ausstoss von Treibhausgasen, lässt den Marktteilnehmern sonst aber alle Freiheiten. Möglicherweise fahren die Deutschen in zehn Jahren dann Verbrenner mit klimaneutralen Kraftstoffen, die gigantische Solarfarmen an der afrikanischen Küste herstellen. Womöglich fahren sie Elektroautos, die einen kleinen Verbrennermotor enthalten. Oder etwas ganz anderes.
Das kann niemand wissen. Nur Linke tun so, als könnten sie es. Eigentlich müsste man darüber lachen. Dafür allerdings ist die Situation der deutschen Wirtschaft zu ernst.
Tjaja.. die linke Hybris und ihre Folgen